Die US-amerikanische Automobilindustrie befindet sich in einem beispiellosen Zustand der Unsicherheit. Große Autohersteller haben ihre Finanzprognosen für 2025 zurückgezogen oder nach unten korrigiert, nachdem Präsident Trump im April überraschend Zölle auf Fahrzeugimporte verhängt hat. Die Turbulenzen auf dem Automobilmarkt spiegeln die wirtschaftlichen Konsequenzen dieser protektionistischen Handelspolitik wider.
Globale Erschütterungen durch Trumps Zollpolitik
Seit Anfang April hat die Einführung eines 25-prozentigen Importzolls auf ausländische Fahrzeuge die Automobilindustrie in Aufruhr versetzt. Besonders europäische Hersteller spüren die Auswirkungen bereits deutlich in ihren Quartalszahlen. Stellantis, das Unternehmen hinter Marken wie Jeep, Dodge und Peugeot, meldete einen Umsatzrückgang von 14 Prozent im ersten Quartal 2025 verglichen mit dem Vorjahr.
Die Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen dieser Handelspolitik hat Stellantis dazu veranlasst, seine Finanzprognose vollständig zurückzuziehen. Das Unternehmen betont, es sei « intensiv mit politischen Entscheidungsträgern im Gespräch », während gleichzeitig Produktionspläne angepasst und alternative Bezugsquellen identifiziert werden.
Mercedes hat ebenfalls seine Gewinnprognose für 2025 aufgehoben und berichtet von einem erheblichen Gewinnrückgang im ersten Quartal. Der deutsche Luxushersteller erklärt, dass die aktuelle Volatilität bei Zöllen und möglichen Ausgleichsmaßnahmen verlässliche Schätzungen unmöglich macht. « Bei Fortbestehen der aktuellen Handelspolitik werden EBIT, Free Cashflow und die bereinigte Umsatzrendite negativ beeinflusst », so der offizielle Kommentar des Unternehmens.
Unterschiedliche Reaktionen europäischer Automobilriesen
Die Reaktionen der europäischen Hersteller auf die Zollkrise fallen unterschiedlich aus. Während einige ihre Prognosen vollständig zurückgezogen haben, haben andere ihre Erwartungen nach unten korrigiert. Volkswagen, Europas größter Automobilhersteller, hat seine Prognosen beibehalten, rechnet jedoch mit Ergebnissen am unteren Ende der Jahresprognosen.
Arno Antlitz, Finanzvorstand und Chief Operating Officer der Volkswagen-Gruppe, betont die Bedeutung interner Kontrollmechanismen: « Angesichts der aktuellen volatilen weltwirtschaftlichen Lage ist es umso wichtiger, uns auf die Hebel zu konzentrieren, die wir selbst beeinflussen können. »
Porsche, mehrheitlich im Besitz der Volkswagen-Gruppe, hat seine Umsatz- und Gewinnmargenprognosen gesenkt. Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet das Unternehmen nun einen Umsatz zwischen 37 und 38 Milliarden Euro, deutlich unter der vorherigen Prognose von 39 bis 40 Milliarden Euro.
Die verschiedenen Strategien der Autohersteller lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Vollständiger Rückzug der Prognosen (Stellantis, Mercedes, Volvo)
- Anpassung der Prognosen nach unten (Porsche)
- Beibehaltung mit Vorbehalt (Volkswagen)
- Entwicklung von Kostensenkungsprogrammen (mehrere Hersteller)
Wirtschaftliche Folgen und Anpassungsstrategien
Die finanziellen Auswirkungen der Zollpolitik sind bereits deutlich sichtbar. Volkswagen verzeichnete einen Betriebsgewinn von 2,9 Milliarden Euro für die ersten drei Monate des Jahres, was einem Rückgang von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Volvo Cars, das mehrheitlich dem chinesischen Geely-Konzern gehört, hat nicht nur seine Prognosen für 2025, sondern auch für 2026 zurückgezogen.
Das schwedische Unternehmen gilt als besonders anfällig für Trumps Zölle, da es den Großteil seiner Hybrid- und Elektromodelle aus Europa importiert. Als Reaktion hat Volvo ein Kostensenkungsprogramm im Umfang von 18 Milliarden schwedischen Kronen (etwa 1,87 Milliarden Euro) angekündigt, das Investitionskürzungen und Personalabbau weltweit umfasst.
Håkan Samuelsson, CEO von Volvo Cars, betonte die Notwendigkeit langfristiger Lösungen: « Langfristig benötigen wir natürlich eine Art Handelsabkommen mit den USA. Andernfalls wird dies für das Geschäft in den USA sehr schwierig. »
| Unternehmen | Gewinnentwicklung Q1 2025 | Prognoseänderung | Hauptbetroffene Modelle |
|---|---|---|---|
| Stellantis | -14% Umsatz | Vollständig zurückgezogen | Jeep, Dodge, Fiat, Peugeot |
| Mercedes | Deutlicher Rückgang | Vollständig zurückgezogen | Importierte Luxusmodelle |
| Volkswagen | -37% Betriebsgewinn | Unteres Ende der Prognose | Alle US-Importmodelle |
| Volvo | Erheblicher Rückgang | Prognosen für 2025/26 gestrichen | Hybrid- und Elektromodelle |
Teilweise Entlastung durch neue Zollregelungen
Mitte dieser Woche unterzeichnete Trump einen Erlass, der verhindern soll, dass verschiedene Zölle – wie die zusätzlichen 25% auf Stahl und Aluminium – kumulativ angewendet werden. Diese Maßnahme wird von einigen Herstellern begrüßt, obwohl Analysten vor übermäßigem Optimismus warnen.
Rella Suskin, Aktienanalystin bei Morningstar, bezeichnet Trumps jüngsten Schritt zur Lockerung der Autozölle als « teilweise Entlastung » für europäische Autobauer: « Die Zollanpassung entlastet importierte Autoteile bis zu 15% des Fahrzeuginhalts. » Sie weist darauf hin, dass BMW und Mercedes etwa die Hälfte ihrer in den USA verkauften Fahrzeuge vor Ort montieren.
Dennoch betont sie: « Solange keine größere Sicherheit über die Dauerhaftigkeit und das Ausmaß der Zölle besteht, können die Autohersteller keine langfristigen Kapitalallokationsentscheidungen treffen. » Diese Unsicherheit führt zu einer abwartenden Haltung bei Investitionen und strategischen Entscheidungen.
Die Automobilbranche steht vor enormen Herausforderungen, während sie versucht, sich an die neue Handelssituation anzupassen. Ohne klare langfristige Handelsabkommen bleiben die Aussichten für internationale Autohersteller auf dem US-Markt ungewiss, was weitreichende Folgen für Produktionsstandorte, Arbeitsplätze und zukünftige Investitionen haben könnte.
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